Liebe Leser,
von meinem Wohnort ist es nicht so weit bis zur Straße von Gibraltar. Und was sich dort zweimal
im Jahr tut, läßt jedes Vogelguckerherz höher schlagen!
Die östliche Route der Zugvögel führt über den Bosporus, die westliche über die Straße von Gibraltar zum afrikanischen Kontinent. Das hat natürlich einen ganz einfachen Grund, denn die Vögel wollen so wenig offenes Meer wie möglich überbrücken auf ihren Flügen ins Winterquartier Afrika und beim Heimkehren in ihre Brutgebiete. Bei den Segelfliegern geht es gar nicht anders, denn sie sind auf Thermikblasen angewiesen, die sich nur über dem Land bilden. Diese Thermikblasen nutzen sie, um sich von den warmen Aufwinden tragen zu lassen und so kommen sie mit sehr wenigen Flügelschlägen aus. Gerieten sie über´s offene Meer, wo es keine Thermikblasen mehr gibt, müßten sie sich im sogenannten Ruderflug jeden Meter Weiterkommens hart erkämpfen. Die Gefahr, dies nicht zu schaffen, ist sehr groß und so nutzen die Segelflieger wie Störche, Schwarzmilane , Geier, etc. diese Meeresengen .
Gewiß möchte ich nicht mit trockenen Zahlen langweilen, aber wenn man sich vor Augen führt, daß alljährlich an die 80.000 Weißstörche, 93.000 Schwarzmilane, 80.000 Wespenbussarde, 4.000 Schmutzgeier, 35.000 Zwergadler und etwa 3.500 Schwarzstörche die Meeresenge von Gibraltar überwinden, so macht man sich ein Bild davon, was dort zu Zugzeiten los ist!
Aber der Vogelzug findet in Andalusien nicht nur an der Straße von Gibraltar statt sondern es gibt auch diverse Rastgebiete der Durchzügler. Einige Vogelarten entscheiden sich auch, die Wintermonate im milden Klima Südspaniens zu verbringen. Ab Juli wird´s also immer besonders aufregend und spannend hier!
Von alldem soll auf diesen Seiten die Rede sein. In Wort und Bild! Ich glaube jedoch kaum, daß diese Seiten die Emotionen übermitteln können, die man vor Ort verspürt, wenn Unruhe in einen Storchentrupp von mehreren tausend Tieren am Boden kommt, sich die ersten mit der warmen Luft nach oben tragen lassen, ihnen alsbald Aberhunderte von Vögeln folgen, noch eine Runde über unsere Köpfe drehen, um immer höher zu kreisen, sich tragen zu lassen und bald nur noch als winzige Pünktchen auf ihrem Weg gen Afrika zu erkennen sind! Es sind immer Augenblicke grösster Emotion, gemischt mit etwas Wehmut und der Sehnsucht, es ihnen gleichtun zu können. Augenblicke, die kein Bild festhalten kann!
Und nun viel Spaß und hoffentlich viel Emotion auf diesen Seiten!
Birgit